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Der Zukunftsbauer

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Landwirtschaft Dittmer

Hart körperlich arbeiten und bis zu den Knien im Dreck stehen, egal ob bei Sturm, Regen oder Sonnenschein. So sieht das gängige Bild des Landwirts aus. Bauer eben.

Doch im 21. Jahrhundert ist das nur die halbe Wahrheit. Landwirt Hartmut Dittmer und sein Sohn und Nachfolger Henrik aus Kirchgellersen haben den Beruf aus anderen Gründen gewählt. Sie faszinieren Computer, Datensätze oder GPS-Systeme.
Kurz: Hightech - die Zukunft der Landwirtschaft.

Eine Multimedia-Reportage von Katja Grundmann und Anna Sprockhoff
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Wie der Vater, so der Sohn. Schon Hartmut Dittmer hat seine Affinität für Technik von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen. Ähnlich geht es seinem Sohn Henrik, der bereits als kleiner Junge mit auf dem Trecker saß.

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Rund 230 Hektar Ackerland, eine Biogasanlage mit zehn Kollegen und eine Maschinengemeinschaft mit dem Nachbarn: Das sind die drei Standbeine des Kirchgellerser Bauernhofes, der zu den modernsten im Landkreis Lüneburg gehört.

1990 hat Hartmut Dittmer den Betrieb übernommen, „damals bauten wir noch Kartoffeln an und an eine Biogasanlage war nicht zu denken“. Inzwischen hat der 55-Jährige mit Kollegen in die Energiewirtschaft investiert, baut statt Kartoffeln seit fünf Jahren Mais und Zurckerrüben für die Biogasanlage an und überwacht nicht mehr nur die verschiedenen Ecken des Hofs, sondern auch das Gelände der Biogasanlage.

Dank der Gemeinschaft mit Nachbar Jürgen Hövermann verfügt der Bauernhof über einen hochmodernen und schlagkräftigen Maschinenpark. „Alle Maschinen kaufen und nutzen wir gemeinsam“, sagt Dittmer. „So sind wir fast vollständig eigenmechanisiert.“ Jeden Morgen besprechen sie, was wo zu tun ist. „Dabei spielt es keine Rolle, welches Feld wem gehört, wir erledigen alles gemeinsam.“

Nur einige große und sehr spezielle Maschinen vermittelt ihnen samt Fahrer der Lüneburger Maschinenring, ein Zusammenschluss von Landwirten und Lohnunternehmern, den Dittmers Vater 1966 mit gegründet hat. "Inzwischen sitze ich selbst im Vorstand des Vereins. Dort bekomme ich die neuste Technik mit und gebe meine Erfahrungen aus dem eigenen Betrieb auch gerne weiter", sagt Dittmer.

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Einen großen Teil seines Berufs übt Hartmut Dittmer inzwischen an seinem Schreibtisch aus. Vom Büro aus steuert er mit Hilfe moderner Technik seinen Betrieb.

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Das Feld wird bestellt

Zum erfolgreichen Ackerbau gehört eine gute Planung. Schon Wochen vor der Ernte muss Harmut Dittmer deshalb wissen, was er als nächstes auf welchem Feld anbaut. Dabei gibt es jede Menge zu beachten: von der Fruchtfolge, über die Nachfrage auf dem Markt und die Förderrichtlinien der EU bis zum optimalen Maschineneinsatz.

Alle Felder, die Dittmers bewirtschaften, haben eigene Nummern und Namen. In einer Kartei sind die sogenannten Ackerschläge mit allen dazu gehörigen Informationen festgehalten. Mit ein paar Klicks kann Hartmut Dittmer in den verschiedenen Rubriken komplexer Excel-Tabelle sehen, was auf dem Feld gerade wächst, was er in den letzten Jahren dort angebaut hat, welche Erträge er auf welchem Feld erzielt hat, wie viel Dünger und Pflanzenschutz wo eingesetzt wurde.

"Diese Daten können wir über den Computer pflegen, es gibt aber auch eine extra Handy-App für die Schlagkartei", sagt Dittmer. Alle, die auf dem Hof arbeiten, haben die App und können so direkt auf dem Acker eingeben, welche Maßnahmen sie auf welchem Feld vorgenommen haben.

Ein weiterer Vorteil der modernen Technik: Dittmers persönliche Google-Earth-Karte. Sobald er sie öffnet, sieht er alle Felder rund um Kirchgellersen auf einen Blick. Außerdem erleichtert sie ihm die Kommunikation mit seinen Mitarbeitern. "Dem Lohnunternehmer muss ich auf der Karte nur noch die entsprechenden Flächen ankreuzen, die er bewirtschaften soll", sagt Dittmer. Und die Informationen landen direkt auf den Bordcomputer des Treckers. "Früher musste ich mühsam erklären, wo wer hin muss, und hoffte dann, dass alle auf dem richtigen Acker sind.“ Heute genügt ein Blick auf seine Computer, um zu wissen, wer gerade wo ist. „Der Lohnunternehmer wiederum kann so seine Route von Feld zu Feld effizient planen und Leerfahrten durch das Dorf vermeiden.“
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Getreide, Raps, Zuckerrüben und Mais - das sind die Hauptkulturen, die Dittmer auf seinen Feldern anbaut. Gesät werden Wintergetreide und Raps im Herbst, Mais und Zuckerrüben im Frühjahr. Zum Einsatz kommt auch dafür hochmoderne Technik.

Wie viel Saatgut muss in welchen Abständen auf wie viel Fläche? Wie tief müssen die Körner in den Boden gelegt werden? „Das alles steuern und überwachen heutzutage Maschinen“, sagt Dittmer. Der Pilot am Steuer muss vor allem den Überblick behalten – und einschreiten, wenn die Technik Alarm schlägt.

„Raps zum Beispiel wird nur maximal einen Zentimeter tief in die Erde gelegt und leicht angedrückt“, sagt Dittmer. Das weiß die Maschine, sobald er im Bordcomputer „Raps“ eingibt. Eine elektronisch überwachte Dosierstation sorgt außerdem dafür, dass nur so viel Saatgut in der Erde landet wie programmiert. Bei Raps zwei bis drei Kilogramm pro Hektar.

Ein weiterer Clou der modernen Technik: GPS, ein globales Navigationssatellitensystem. Es überwacht und zeichnet auf, welchen Teil des Feldes die Maschine schon bearbeitet hat. Fährt der Fahrer über einen schon gesäten Bereich, schaltet sich die Dosierung automatisch aus. Das spart Saatgut – und Ressourcen.

Dittmers eigene Drillmaschine läuft noch ohne GPS, "die großen Maschinen für die Mais- und Zuckerrübenaussaat haben aber alle schon GPS". Und auch der Kirchgellerser nutzt die Technik bereits auf seinem Betrieb: beim Düngen und beim Pflanzenschutz.




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Feldpflege

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Oft werden die Dittmers von Spaziergängern böse angeschaut, wenn sie mit ihrer mächtigen Spritzmaschine raus aufs Feld fahren. Die Annahme, konventionelle Landwirte verteilen mit ihren "Giftschleudern" so viel Pflanzenschutzmittel auf den Feldern, bis dort nichts mehr lebt außer den angelegten Kulturen, hält sich hartnäckig.

Solch ein Vorgehen tut jedoch weder den Pflanzen gut, noch könnten es sich die Landwirte leisten. Sparsam eingesetzt kostet der Pflanzenschutz Dittmers rund 40.000 Euro im Jahr. Natürlich versuchen sie auch deshalb, das teure Gut so präzise und sparsam wie möglich an die Pflanzen zu bringen. Hightech hilft dabei.

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Nach der Aussaat folgt die Pflege der Pflanzen – und das bedeutet in der konventionellen Landwirtschaft: Es muss gedüngt und gespritzt werden. Beim Düngen versorgt Hartmut Dittmer seine Kulturen mit den nötigen Nährstoffen. „Alle paar Jahre lassen wir eine detaillierte Bodenuntersuchung machen“, sagt er, „das heißt, wir wissen genau, welche Nährstoffe und Mineralien in welcher Konzentration bereits im Boden vorhanden sind.“ Gleichzeitig weiß Dittmer, was seine Pflanzen zum Wachsen brauchen. „Und es wird nur soviel gedüngt, wie die Kultur tatsächlich braucht.“

Beim Dünger hat der Kirchgellerser zwei Möglichkeiten: Er kann auf organischen und mineralischen Dünger zurückgreifen. Zum Einsatz kommen auf dem Ackerbaubetrieb beide Varianten. „Organischen Dünger bringen wir in Form von flüssigen Gärresten aus unserer Biogasanlage aus“, sagt Dittmer. Genauer: Er lässt ausbringen. Ein Lohnunternehmer übernimmt das mit einer speziellen, hochmodernen Düngemaschine, die die Gärreste oder auch Gülle über unzählige Schläuche bodennah auf dem Feld verteilt und teilweise sofort eingearbeitet. „So werden die Stickstoffverluste minimiert und die Nährstoffe landen da, wo sie gebraucht werden.“ Der alte Güllewagen, bei dem der Dünger wild über den Acker gespritzt wurde, „ist nicht nur veraltet“, sagt Dittmer, „sondern inzwischen auch verboten.“

Doch nicht alle Nährstoffe und Mineralien lassen sich über organischen Dünger zuführen, deshalb greifen auch Dittmers auf Mineraldünger zurück. Ausgebracht wird der je nach Art entweder in flüssiger Form oder als Korn – nach denselben Grundregeln wie das organische Pendant: so direkt wie möglich, nicht mehr als nötig und mit demselben GPS-System wie bei der Aussaat.

Gleiches gilt auch beim Pflanzenschutz, den die Landwirte aus drei unterschiedlichen Gründen einsetzen – zur Bekämpfung von Pilzen (Fungizide), von Unkräutern (Herbizide) und von Schädlingen (Insektizide). Pflanzenschutz einsetzen darf allerdings nur, wer einen entsprechenden Sachkundenachweis vorlegen kann. „Außerdem hat auch ein Spritze TÜV und wird regelmäßig genau unter die Lupe genommen.“ Bei Dittmers gehört die Pflanzenschutzmaschine zu den modernsten Geräten auf dem Hof, wobei Hightech hier nur ein Ziel hat: Pflanzenschutz so gering wie möglich einzusetzen.


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Komplett ausgefahren kommt die Pflanzenschutzspritze der Dittmers auf 24 Meter. Mit ihr können sie Pflanzenschutz sowie Düngemittel zentimetergenau auf ihren Feldern ausbringen. Der Bordcomputer zeichnet den gesamten Vorgang auf. Über das Handy pflegen die Landwirte die Daten außerdem direkt in ihr System im Büro ein.

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Als erster Landwirt in Kirchgellersen kauft Dittmers Vater Walter in den 1960er Jahren einen Trecker und beginnt, seine Felder künstlich zu beregnen. Ein Unterfangen, für das er anfangs nicht nur skeptische Blicke erntet, sondern das auch enormen Aufwand bedeutet.

"Mit einer dieselbetriebenen Pumpe ist mein Vater die Brunnen rund um das Dorf abgefahren und saugte damit das Wasser mühsam nach oben", erzählt Hartmut Dittmer. Heute sind in 20 bis 80 Meter Tiefe kraftvolle Pumpen eingebaut, die das Wasser automatisch nach oben drücken.

Dank den Computern in den Beregnungsmaschinen werden auch die Regner heute automatisch über den Acker gezogen. "Mein Vater musste dafür früher jedes Mal Rohre verlegen und dünne Schläuche mit kleinen Regnern am Ende verteilen, um die Beregnung zu starten." Alle vier bis fünf Stunden mussten die Regner dann per Hand umgesetzt werden, die Schläuche und Rohre aufgesammelt und in 100 Metern Entfernung neu ausgelegt werden.

Heute muss Dittmer nur noch das tägliche Umstellen der Beregnungmaschinen mithilfe des Schleppers selbst erledigen, zum Ein- und Ausstellen genügt ein Anruf mit dem Mobiltelefon. „Auch wenn es irgendwelche Probleme mit der Beregnung gibt, wird uns das übers Handy gemeldet“, sagt Dittmer. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld.

An eine Bewirtschaftung ohne Beregnung ist auf den überwiegend sandigen Böden der Dittmers nicht zu denken. 90 Prozent aller Flächen kann der Landwirt künstlich bewässern, „könnten wir das nicht, würden unsere Pflanzen bei Trockenheit verhungern, weil sie die Nährstoffe, die wir gedüngt haben, nicht aufnehmen könnten“. 

Doch Beregnung und moderne Technik haben ihren Preis: Zwischen 60.000 und 100.000 Euro kostet allein der Brunnen, weitere 20.000 bis 35.000 Euro zahlt Dittmer für eine einzige Beregnungsmaschine. Dazu kommen die laufenden Kosten für Strom und Wasser. Unterm Strich kostet den Landwirt damit ein Beregnungsgang mit 25 bis 30 Millimeter im Schnitt 60 bis 70 Euro pro Hektar. Für die aktuelle Saison heißt das: Damit sich die drei Bewasserungsgänge bei der Wintergerste rechnen, müssen Dittmers beim aktuellen Gerstenpreis mindestens 13 Dezitonnen Ertrag mehr pro Hektar ernten. 
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Ernte

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Ein wenig Meteorologie beherrscht jeder Landwirt, denn sie ist für ihn überlebenswichtig. Ein heißer Sommertag ohne Beregnung oder ein unvorhergesehenes Gewitter können die Ernte ruinieren. Muss Getreide nass eingeholt werden, verursacht die nachträgliche Trocknung immense Kosten.

Hartmut Dittmer ist nicht nur Landwirt mit Leib und Seele, sondern auch engagierter Feuerwehr-Flieger. Die aktuelle Wetterlage beobachtet er deshalb um so genauer. Pausenlos läuft das Regenradar über einen der vielen Bildschirme in seinem Büro. Zu jeder Zeit weiß er, ob, wann und wie viel Regen noch für den Tag zu erwarten ist. Mehr dazu erzählt er im Interview.

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Die Sonne scheint, Regen ist nicht in Sicht – und die Ernte könnte beginnen. Bevor allerdings der Mähdrescher losrollt, muss Hartmut Dittmer überprüfen, ob das Korn schon reif ist. Die Kontrolle mit den Augen und Händen ist gut – die Technik ist besser.

Mit einem kleinen Gerät misst Dittmer den Wassergehalt im Korn. Ist es zu nass, muss es aufwendig getrocknet werden, das verursacht zusätzliche Kosten und mindert den Erlös. Ist es zu trocken, „wiegt meine Ernte weniger und ich kriege weniger Geld“, sagt Dittmer. Bei der im Bild gezeigten Probe hat die Wintergerste einen Wassergehalt von 14,5 Prozent. Nahezu perfekt. Die Ernte kann losgehen!
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Henrik Dittmer liebt große und laute Maschinen. Die Wochen, in denen das Getreide gedroschen wird und er oft mehrere Stunden täglich in der Kabine des "Claas Lexion 540" verbringt, ist für ihn die schönste Zeit des Jahres - denn er kann den Ertrag seiner Arbeit einholen.

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Ausbeute

Der Mähdrescher allein wäre auf dem Acker verloren – denn spätestens nach den ersten paar Runden ist der Getreidetank voll. Rund 6000 Liter passen in den Bauch des 250 PS starken Claas Lexion 540, „sobald der voll ist, schlägt der Mähdrescher Alarm“, sagt Henrik Dittmer. Zeit zum Abladen.

„Wenn wir Zeit haben, stehen die Anhänger am Feldrand und werden dort beladen“, erklärt der Junior, „ist es sehr eilig, fahren Helfer mit dem Anhänger neben dem Mähdrescher her, sodass sofort an Ort und Stelle entladen werden kann.“ Mindestens zwei, besser drei Leute müssen also pro Acker im Einsatz ein: Einer, der den Mähdrescher fährt, und zwei, die das Getreide abfahren.

Wo es vom Feld aus mit dem Getreide hingeht, hängt vom Betrieb und der jeweiligen Kultur ab. Ein Teil der Ernte geht direkt zum Landhandel, „wir haben auch den Platz, Getreide bei uns zu lagen“, sagt Hartmut Dittmer. Auch die Trocknung von Körnern, die zu nass geerntet werden, übernehmen die Kirchgellerser selbst. Dafür wird warme Luft von unten durch einen durchlässigen Anhänger geleitet, überflüssiges Wasser in den Körnern verdunstet.
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Hartmut Dittmer ist kein Zocker, trotzdem behält auch er die Getreidepreise immer im Blick. Je nach Welt- und Wetterlage gehen die Börsenkurse nach oben oder nach unten – und Landwirte wie Dittmer haben die Chance, die Situation für sich zu nutzen.

„Bei Getreide und Raps haben wir die Möglichkeit, bei guten Preisen auch schon die Ernte der Zukunft zu verkaufen“, erklärt Dittmer. Das sogenannte Absichern.

Liegt der Börsenkurs auf einem Niveau, mit dem der Landwirt zufrieden ist, reicht ein Anruf beim Landhändler, und die Ernte ist zu dem Preis verkauft. „Da man aber nie weiß, wie viel man genau erntet, verkauft man vorab eigentlich nie die gesamte Ernte“, sagt Dittmer. „Meistens sichert man einen Teil vorher ab und verkauft den Rest dann direkt in oder nach der Ernte.“

Wie teuer Getreide und Raps gerade gehandelt werden, hängt von vielen Faktoren ab: der Situation in den großen Kornkammern der Welt, den Prognosen der Experten, den Nerven der Spekulanten. Herrscht zum Beispiel in den USA und Russland eine Dürre, werden die Ernteprognosen weltweit nach unten korrigiert – und der Preis geht nach oben. Werden hingegen Rekordernten erwartet, fällt der Preis.

Der Vorabverkauf der Ernte an den sogenannten Warenterminbörsen gibt Landwirten die Möglichkeit sich abzusichern gegen zum Teil extreme Preisschwankungen. Auch Dittmers haben einen Teil ihrer diesjährigen Ernte bereits im Januar verkauft. „Zu einem Preis, mit dem wir zufrieden sein können.“
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Beim Landhandel herrscht in der Erntezeit Hochbetrieb – auch in Drögennindorf, bei Dittmers Landhändler des Vertrauens. Alles, was er nicht auf dem Hof zwischenlagert oder trocknet, wird direkt vom Feld zum Handel gefahren. 

Der erste Stopp auf dem Hof ist immer die Waage. Ist das Ankunftsgewicht registriert, geht es zum Abladen an die sogenannte Gosse. Aus der Fahrerkabine wird der Anhänger über wenige Einstellungen geöffnet und gekippt, das Getreide rutscht durch ein Gitter ins Zwischenlager des Landhandels. Sind alle Anhänger leer, geht es auf dem Rückweg erneut auf die Waage. „So weiß der Landhandel genau, wie viel wir abgeliefert haben“, sagt Dittmer.

Welchen Preis der Landwirt dafür bekommt, entscheiden die Verträge. Was nicht vorab verkauft wurde, geht zum Tagespreis weg. „Je nach Feuchte und Qualität gibt es dann mitunter noch Abzüge oder auch Zuschläge", sagt Dittmer.
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Der Zukunftsbauer

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Harmut Dittmer probiert gerne aus – vor allem neue Techniken. Sein neuestes Projekt: eine Smartwatch. "So muss ich auf dem Feld nicht immer extra das Handy aus der Tasche holen, wenn ein Anruf oder eine E-Mail eingeht, sondern weiß mit einem Blick, worum es geht und kann darauf reagieren", sagt Dittmer. Seit ein paar Tagen setzt er die Smartwatch ein und ist auf dem besten Weg, einen großen Teil seiner Technik vom Handgelenk aus zu steuern.

Und welche Technik müsste für Landwirte wie ihn unbedingt noch erfunden werden? Hartmut Dittmer zuckt mit den Schultern. Doch in zehn oder zwanzig Jahren, da ist er sich sicher, wird es Maschinen geben, die sich die Bauern von heute nicht einmal annähernd vorstellen können. Und sie werden die Branche weiter revolutionieren. Die Dittmers bleiben am Ball – seit Generationen.

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Trotz aller Aufgeschlossenheit gegenüber dem technischen Fortschritt - an unbemannte Maschinen auf den Feldern der Zukunft glauben die Kirchgellerser nicht. „Der Mensch wird immer steuern, beurteilen und kontrollieren müssen“, sagt Dittmer. Und zwar mit Herz, Verstand - und Hand.

Auch für Hartmut und Henrik Dittmer gehört sie nach wie vor zum Alltag: echte Handarbeit auf dem Feld. Große Steine zum Beispiel müssen die Landwirte zum Schutz der Technik selbst vom Acker sammeln. Und auch beim Ausreißen unerwünschter Blütentriebe in den Zuckerrüben laufen Dittmers jedes Feld einzeln ab. Ob es auch dafür eines Tages Maschinen geben wird? Wer weiß. Doch bis dahin gehört immer noch beides zum Leben als Landwirt - Komfort und Knochenjobs.

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Credits

Diese Pageflow-Reportage ist ein Projekt der Landeszeitung für die Lüneburger Heide und dem Videoportal LZplay.

Redaktion:

Katja Grundmann und Anna Sprockhoff

Texte:
Anna Sprockhoff und Katja Grundmann

Fotos:
Hans-Jürgen Wege, Philipp Schulze, Katja Grundmann

Bewegtbild:
Katja Grundmann

Clipart:
clker.com, goodclipart.ru, pubzi.com, clipartpanda.com, bestclipartblog.com

Karten und Charts:
Google Maps, Barchart Market Data

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