Das Projekt
Stalleinblicke
Ähnliches gilt für die Kühe in unserem Land. Ihre Milch begegnet uns fast täglich, ihr Leben in den Ställen aber nur selten oder nie.
Das Multimediaprojekt "Stalleinblicke"
schaut hinter die Kulissen des Landwirtschaftlichen Bildungszentrums (LBZ) in Echem. Erleben Sie die Unterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Schweinehaltung und lernen Sie einen Kuhstall von Innen kennen.
Wie Schweine heute leben
Die Schweine-Insel
Einblick erhalten Sie, wenn Sie auf das jeweilige Stall-Foto und auf der dann erscheinenden Seite auf die hellen Kreise klicken.
In dem Exkurs erfahren Sie außerdem mehr über umstrittene Aspekte der Schweinehaltung. Klicken Sie dafür auf das untere Foto der beiden Schweine.
Wie Kühe heute leben
Die Kuhställe
Einblick in beide Ställe erhalten Sie, wenn Sie hier das Foto des Stalls und auf der folgenden Seite die hellen Kreise anklicken.
Umstrittene Aspekte der Rinderhaltung greift der Exkurs auf. Um mehr darüber zu erfahren, klicken Sie auf das unten stehende Foto der Kuh.
Credits
Credits
Anna Sprockhoff
Produktion und Umsetzung:Klaus Bohlmann
Fotografie: Andreas Tamme und Hans-Jürgen Wege
(tonwert21), Philipp Schulze, Anna Sprockhoff
Filmaufnahmen: Anna Sprockhoff
Videodrohne:
Hans-Jürgen Wege (skyimage21)
Konventionelle Schweine
Geburt und Ferkelaufzucht
Eine Woche vor der Geburt...
Sauenhaltung in der Gruppe
Nach dem 42. Trächtigkeitstag...
Ebereinsatz auf der Deckstation
Vier Wochen nach der Geburt werden Sau und Ferkel getrennt...
Vom Ferkel zum Mastschwein
Direkt nach der Geburt wird den Ferkeln ein Drittel des Ringelschwanzes abgeschnitten...
Die letzten Wochen
Im Alter von zwei Monaten wird das Ferkel offiziell zum Mastschwein...
Stall-Zentrum
Hintergründe und Zahlen zum Stallkomplex
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Geburt und Ferkelaufzucht
„Tatsächlich liegen die Verluste mit Schutzkorb bei 13 bis 14 Prozent, ohne sind es mehr als 20 Prozent“, erklärt der Koordinator der Schweinehaltung in Echem, Jan Hempler. Die Haltung steht allerdings in der Kritik, ein Verbot wie in der Schweiz und Norwegen wird diskutiert. „Der Kastenstand ist ein Auslaufmodell, schon jetzt verabschieden sich immer mehr konventionelle Landwirte davon“, sagt Hempler. Aktuell dürften Sauen aber noch maximal fünf Wochen so gehalten werden.
Eine Sau bekommt im Schnitt 2,2 Mal im Jahr 15 Ferkel, maximal 16 kann sie mit je acht Zitzen auf jeder Seite säugen. „In freier Wildbahn würde die Sau ihren Ferkeln ein Nest bauen“, sagt Hempler. Im Stall wärmen Heizplatten und Rotlicht die Ferkel.
Ebereinsatz auf der Deckstation
Bis zum 42. Trächtigkeitstag leben die Sauen im Deckbereich mit maximal elf anderen Sauen zusammen, können sich dabei in der Bucht frei bewegen. „Diese Zeit warten wir ab bis zur Umstellung in die richtige Gruppenhaltung, um ein Verferkeln zu verhindern“, sagt Hempler.
Sauenhaltung in der Gruppe
Ihr Futter erhalten die Sauen in allen Gruppen automatisch an Fütterungsstationen. „Über einen Transponder erkennt die Station jede Sau und spuckt ihr mehrmals am Tag kleinere und individuell zugewiesene Futterrationen aus.“ Zusätzlich erhalten die Tiere seit kurzem auch Futterstroh. „Vor allem, um sie zu beschäftigen“, sagt Hempler.
Vom Ferkel zum Mastschwein
Zu den Ursachen des Schwänzebeißens gab es bereits viele Forschungsprojekte, das Ergebnis: „Es gibt nicht die Ursache, sondern 100 bis 600 Faktoren, die da zusammenkommen.“ Zum Beispiel Stress, Futter- oder Wassermangel, Wetterumschwung oder auch ein zu lauter Ventilator.
Am dritten Lebenstag werden die männlichen Ferkel kastriert. „Ohne Betäubung, aber mit Schmerzmitteln“, erklärt Hempler. Künftig soll der Eingriff nur noch unter Betäubung stattfinden. Die Kastration soll verhindern, dass die Tiere den sogenannten Ebergeruch ausbilden und ihr Fleisch damit ungenießbar wird.
Nach vier Wochen müssen die Ferkel ihre Mutter verlassen und leben danach neun Wochen lang in Gruppen. Da sie schnell frieren, gibt es Wärmeplatten- und decken, außerdem Spielzeug wie Seile und Beißringe zur Beschäftigung.
Die letzten Wochen
Das Futter wird jedem Schwein automatisch zugewiesen. In der Großgruppe müssen die Schweine auf dem Weg zum Futter über die Waage laufen und werden bei Erreichen des Schlachtgewichts automatisch aussortiert. In den anderen Ställen werden die Schweine regelmäßig auf dem Gang gewogen und gekennzeichnet. Geschlachtet werden die Schweine mit einem Lebendgewicht von rund 120 Kilogramm und einem Alter von etwa einem halben Jahr.
Der Stall in Zahlen
Folgende Tiere leben in den Ställen:
konventionelle Haltung:
252 Sauen, bis zu 1275 Ferkel und 1345 Mastschweine sowie zwei Eber
ökologische Haltung:
32 Sauen, bis zu 88 Ferkel und 285 Mastschweine sowie ein Eber
Bio-Schweine
Öko-Stall für Sau und Ferkel
In der ökologischen Tierhaltung...
Öko-Stall für Sauen
40 Tage nach der Geburt werden Sau und Ferkel getrennt...
Öko-Stall für Ferkel
Wenige Tage nach der Geburt werden die männlichen Ferkel...
Öko-Stall für Mastschweine
Wie in der konventionellen Haltung wechseln die Ferkel auch im Öko-Bereich...
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Öko-Stall für Sau und Ferkel
Für die Ferkel gibt es zusätzlich eine Art überdachte Höhle. „Dort herrschen höhere Temperaturen, was für die kleinen Ferkel sehr wichtig ist.“ Allein der Innenraum in der ökologische Haltung ist 8,5 Quadratmeter groß, im konventionellen Bereich stehen Sau und Ferkel 5,5 Quadratmeter zur Verfügung. Auch die Säugezeit im Ökobereich ist deutlich länger, sie liegt bei mindestens 40 statt 28 Tagen. Dafür sind die Ferkelverluste (unter anderem durch Erdrücken) mit 25 Prozent (statt 13/14 Prozent) höher.
Öko-Stall für Sauen
Den Sauen steht neben einem großen Auslauf im Stall ebenfalls ein Außenbereich zur Verfügung. Beide sind mit Stroh eingestreut. „Da Schweine es hassen, in ihrem eigenen Kot zu liegen und sie im Öko-Bereich mehr Platz haben, suchen sich die Tiere eine Ecke im Außenbereich als Toilette aus. Statt drei hat eine Sau hier sechs Quadratmeter Platz.
Öko-Stall für Ferkel
Die Schwänze bleiben unversehrt – und bleiben es in 98 Prozent der Fälle auch. „Da die Tiere deutlich mehr Platz und Beschäftigung haben, gibt es auch deutlich weniger Probleme mit dem Schwänzebeißen“, erklärt Hempler. Mit 40 Tagen sind die Ferkel in der ökologischen Haltung zudem deutlich älter (konventionell 28 Tage), wenn sie ihre Mutter verlassen und in den Ferkelstall umziehen müssen. Dort steht ihnen ein überdachter und wärmerer Schlaf- sowie ein Innen- und Außenbereich mit Stroh zur Verfügung.
Öko-Stall für Mastschweine
Auch ein Mastschwein kann in der ökologischen Haltung in Echem zwischen mit Stroh eingestreutem Innen- und Außenbereich wechseln. „Drinnen schlafen und fressen die Tiere, draußen ist in der Regel ihr Aktivititätsbereich“, sagt Hempler. Statt einem Quadratmeter stehen einem Mastschwein in diesem Bereich 2,3 Quadratmeter Platz zur Verfügung. Gefüttert werden die Mast- wie alle Schweine nach Bioland-Richtlinien mit heimischen Futtermitteln. Auf Sojaimporte wird verzichtet, stattdessen Eiweißfutter wie Erbsen, Getreide oder Kartoffeleiweiß aus der Region eingesetzt.
Exkurs Schweine
Exkurs
Drei Gründe, die immer wieder zu Streit führen, sind das Kupieren der Schwänze, die betäubungslose Kastration und die grundsätzliche Frage der artgerechten Haltung.
Die Natur der Schweine
Die Natur der Schweine sei es, den ganzen Tag über mit dem Rüssel in der Erde nach Futter zu suchen, Sauen wollen für ihre Ferkel ein Nest bauen. Unverzichtbar ist für ein Schwein zudem Gesellschaft. „Die Tiere brauchen Sozialkontakte zu ihren Artgenossen“, sagt Hempler, „ansonsten sind sie todunglücklich.“
In Gruppen lebt heute ein Großteil der Schweine auch in konventioneller Haltung. „Trotzdem können die Tiere viele ihrer natürlichen Verhaltensweisen in den Ställen kaum ausleben“, sagt Hempler. Ein Problem, das man lange Jahre nicht als solches erkannt habe. Stroh zur Beschäftigung, Spielzeuge oder die Unterteilung der Buchten in Funktionsbereiche: „Das sind erste Errungenschaften der letzten Jahre, in denen nun auch im Schweinebereich ein Umdenken in Richtung Tierwohl stattgefunden hat“, sagt Hempler.
Auslöser für die Hinwendung zu mehr Tierwohl sei neben der gesellschaftlichen Debatte eine Neuausrichtung des Lebensmitteleinzelhandels, der zunehmend auch „Tierwohl-Fleisch“ nachfragt. Die Konsequenzen spürt auch das LBZ seit Monaten sehr deutlich: „Immer mehr Landwirte fragen an, um sich in Sachen Tierwohl weiterbilden oder beraten zu lassen.“
Streit um den Ringelschwanz
Dabei ist das Abschneiden der Schwänze eigentlich ungesetzlich. Paragraf 6 des deutschen Tierschutzgesetzes verbietet das Amputieren von Körperteilen bei Wirbeltieren. Und die EU-Richtlinie 2008/120/EG konkretisiert diese Vorschrift für Schweine. Das Kupieren, so heißt es dort, dürfe nicht routinemäßig durchgeführt werden. Ausnahmen bedürfen einer tierärztlichen Genehmigung.
Doch in deutschen Ställen ist die Ausnahme längst zur Regel geworden. „In konventionellen Ställen werden fast allen Ferkel die Schwänze kupiert“, weiß Berater und Koordinator der Schweinehaltung in Echem, Jan Hempler. Der Grund: „Man will verhindern, dass sich die Tiere gegenseitig in die Schwänze beißen und dabei zum Teil schwere Verletzung oder sogar tödliche Entzündungen des Rückenmarks verursachen.“ Bleibt die Frage: Was verursacht nun tatsächlich mehr Leid - Kannibalismus oder Kupieren?
Und noch etwas macht die ganze Sache mit dem Schwänzekupieren so kompliziert: Es gibt nicht den einen Grund, warum die Tiere beißen. Wissenschaftler sprechen von einem „multifaktoriellen Problem“, Schuld kann zum Beispiel die Belegdichte sein, die Fütterung, das Wasser oder auch nur eine dröhnende Lüftung.
Für Tierschützer sind vor allem die Haltungsbedingungen die Wurzel des Übels. Und ein Blick in den Echemer Bio-Stall könnte ihnen Recht geben. Denn dort, versichert Hempler, bleiben 98 Prozent der Schwänze auch ohne Kupieren unversehrt. „Trotzdem gibt es auch in Bio-Ställen Probleme damit“, sagt er. Bei Wildschweinen hingegen ist das Schwänzebeißen unbekannt.
Kastration – in Zukunft nur mit Betäubung?
Grund für die Kastration der männlichen Tiere ist der sogenannte Ebergeruch, den einige Schweine im Alter ab fünf Monate ausbilden. Wird das Fleisch unkastrierter Eber gebraten, entsteht ein Geruch, der es für manche Menschen ungenießbar macht. Die rechtzeitige Kastration verhindert das – und ist deshalb sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Haltung Alltag.
Die Kastration erfolgt am dritten Lebenstag. Beim Tierschutzlabel „Neuland“ werden die Ferkel dafür schon seit Jahren nicht nur mit Schmerzmitteln behandelt, sondern auch betäubt. Eigentlich sollte diese Praxis ab 1. Januar 2019 in der gesamten Schweinehaltung gesetzlich vorgeschrieben werden. Doch wie die Fraktion der CDU/CSU am Freitag, 2. November, mitteilte, gab es eine Verständigung auf einen Gesetzentwurf, mit dem die Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot um zwei Jahre verlängert wird.
Das geplante Verbot der betäubungslosen Kastration ab 2019 war ursprünglich mit der Reform des Tierschutzgesetzes 2013 beschlossen worden.
Aus der Landwirtschaft hatte es massive Proteste gegen das Verbot der betäubungslosen Kastration gegeben. Die Sorge der Bauern: Durch die zusätzlichen Kosten dieser Auflage können sie im europäischen Wettbewerb nicht mithalten und müssten ihren Betrieb aufgeben. Außerdem gibt es laut Bauernverband noch keine praktikablen Alternativverfahren.
Schöner Wohnen
Kälberstall
Nach der Geburt kommen die Kälber in Schutzhütten...
Tränken
Milchkühe trinken je nach Witterung...
Liegebereich
Kühe liegen zwischen zwölf und 14 Stunden am Tag...
Putz-Roboter
Kühe halten sich im Schnitt 2,5 bis 4 Stunden pro Tag auf den Laufgängen auf...
Futter-Roboter
Um gesund zu bleiben, muss eine Milchkuh jederzeit Zugang zu Grundfutter (Gras-, Maissilage, Heu) haben...
Putz-Roboter
Kühe halten sich im Schnitt 2,5 bis 4 Stunden pro Tag auf den Laufgängen auf...
Laufhof
Da immer weniger Kühe im Sommer auf die Weide kommen...
Melk-Roboter
Bauern stehen heute grundsätzlich zwei Melksysteme zur Verfügung...
Separationsstall
Für kranke und hochtragende Kühen gibt es zwei extra Bereiche...
Laufhof
Da immer weniger Kühe im Sommer auf die Weide kommen...
Kontrollsystem
Über elektronische Halsbänder wird die Aktivität der Kühe überwacht...
Liegebereich
Kühe liegen zwischen zwölf und 14 Stunden am Tag...
Tränken
Milchkühe trinken je nach Witterung...
Melk-Roboter
Bauern stehen heute grundsätzlich zwei Melksysteme zur Verfügung...
Klassisches Melken
Bauern stehen heute grundsätzlich zwei Melksysteme zur Verfügung...
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Kälberstall
Während der ersten zwei Wochen steht den Kälbern im Iglu den ganzen Tag über Milch im Tränkeeimer zur Verfügung. Dieses sogenannte Ad-Libitum-Tränken wird längst nicht in allen Ställen umgesetzt, oft wird den Tieren nur zu bestimmten Zeiten Milch angeboten. Das dauerhafte Milchangebot soll die Situation bei der Mutter nachahmen, das LBZ betont die guten Erfahrungen: Die Kälber entwickelten sich schneller, seien fitter und nähmen schneller zu.
Nach zwei Wochen ziehen die Kälber um in einen Gemeinschaftsstall mit anderen Kälbern. Dort tragen sie ebenfalls ein elektrisches Halsband und können sich an der elektrischen Futterstation ihre Milchrationen selbst abholen.
Tränken
Aus Trogtränken können mehrere Tiere gleichzeitig trinken. Trotzdem sollte ein Stall so geplant sein, dass auf eine Trogtränke maximal 20 Kühe kommen.
Liegebereich
In den Boxen sollten die Tiere unterschiedliche Liegepositionen einnehmen können, außerdem muss für jede Kuh ein Liegeplatz vorhanden sein. Die Boxen sollten heute mindestens 1,25 Meter breit und 2,40 lang sein. Das LBZ Echem bietet den Tieren zu Demonstrationszwecken drei Varianten an: Tiefliegeboxen mit Stroh, mit Sand sowie Hochliegeboxen mit Gummimatten. Da der Stall noch nicht voll ist, können sich die Kühe eine Box aussuchen. Klarer Favorit: die Tiefliegeboxen.
Putz-Roboter
Die Entmistung übernimmt in beiden Ställen ein Roboter, der Tag und Nacht Laufgänge und -hof abfährt und säubert. Das Ziel: Die Kühe sollen deutlich saubere und gesündere Klauen haben. Da auch die Liegeboxen sauberer bleiben, ist das ebenfalls ein Vorteil für die Gesunderhaltung der Euter.
Futter-Roboter
Kontrollsystem
In dem Stall mit dem automatischen Melksystem gibt es zudem die Möglichkeit, dass eine auffällige Kuh nach dem Melken vom Roboter nicht zurück in den Stall, sondern in einen abgetrennten Bereich geschickt wird. So muss die Kuh nicht aufwendig gesucht und unter Stress separiert werden.
Laufhof
Der Laufhof sollte eine Mindestfläche von drei Quadratmeter pro Tier haben.
Separationsstall
Sand hat zwei Vorteile: Keime haben kaum Chance zu überleben, außerdem bietet der Untergrund geschwächten Kühen optimalen Liegekomfort und sehr guten Halt beim Aufstehen.
Melk-Roboter
Beim automatischen Melken werden die Zitzen mit Bürsten gereinigt, dann setzt der computergesteuerte Arm das Melkzeug an das Euter. Erkannt werden die Zitzen mithilfe von Lasertechnik, die Milchqualität wird vom System geprüft und notfalls in einen extra Tank umgeleitet. Nach dem Melken öffnet sich das Gitter, die Kuh geht zurück in den Stall. Das Geschirr wird mit Wasserdampf gereinigt – und ist bereit für die nächste Kuh.
Das klassische Melken
Exkurs Kühe
Exkurs
Drei strittige Themen sind: das Enthornen der Kälber, der fehlende Weidegang und die zu kurze Lebenszeit der Kühe.
Das Veröden der Hornanlagen
Um das zu verhindern, werden die Tiere als Kalb enthornt. Dabei werden die Hornanlagen mit einem Brenneisen verödet. Der Eingriff ist umstritten und nur bis zu einem Alter von sechs Wochen erlaubt. Auch Bio-Betriebe dürfen enthornen, nur der Bio-Verband Demeter verbietet diesen Eingriff.
„Bei uns im LBZ werden den Kälbern unter Schmerz- und Beruhigungsmitteln (Vorschrift) die Hornanlage verödet“, erklärt Herdenmanager Martin Hagemann. „Dabei brennen wir nicht mehr wie früher den ganzen Tunnel aus, sondern nur das Gewebe rund um die Hornanlage.“
Vor und nach der Enthornung setzt das LBZ homöopathische Mittel ein – „zur psychischen Integration dieses unangenehmen Erlebnisses, zur Schmerzmilderung sowie dem guten Abheilung der Wunde“, erklärt Hagemann
Eine Alternative zur Enthornung könnte der Einsatz genetisch hornloser Rinder in der Milchviehhaltung sein. „Das heißt, es gibt Rinder, die von Natur aus keine Hörner ausbilden“, sagt Wohlmuth-Meinicke, „diese setzen wir nun als Elterntiere ein und beobachten derzeit die Entwicklung der Nachkommen.“
Weidegang
Im LBZ Echem stehen nur die tragenden Jungrinder auf der Weide. Danach sind sie offiziell Milchkuh und ziehen um in einen der beiden Ställe. Als Alternative zur Weide stehen den Kühen dort Laufhöfe unter freiem Himmel zur Verfügung. „Außerdem ist unser Platzangebot im Laufstall sehr groß“, betont die Koordinatorin der Lehrwerkstatt Rind, Susan Wohlmuth. „Das ist für das Tierwohl extrem wichtig, denn eine Überbelegung, wie sie in der Praxis leider durchaus vorkommt, hat fatale Folgen.“
Steht nicht jeder Kuh im Stall auch ein eigener Fressplatz zur Verfügung, „kommen rangniedere Tiere bei der Futteraufnahme oft zu kurz“, erklärt Wohlmuth. Gleiches gelte bei der Anzahl der Liegenboxen. Auch die Gänge sollten breit genug sein, damit die Tiere aneinander vorbei gehen können, ohne sich zu berühren. „Rangeleien wegen Rangordnungskämpfen bedeuten Stress, was sich negativ auf die Milchleistung und das Immunsystem auswirkt.“
Lebenszeit
Theoretisch könnte ein Kuh problemlos 15, vielleicht auch 20 Jahre werden. In der Realität liegt das durchschnittliche Lebensalter von Holstein-Kühen bei 4,6 Jahren.
Ein Problem, auf inzwischen auch die Branche reagiert hat. So stellt die Zucht schon seit Jahren nicht mehr allein die Milchleistung in den Mittelpunkt, sondern hat neben verschiedenen Gesundheitsmerkmalen auch die „Langlebigkeit“ als Zuchtziel aufgenommen.
Entscheidend ist für die Tierärztin und Rinderexpertin Susan Wohlmuth aber nicht nur die Zucht. „Es geht auch um die richtige Haltung.“ Und die fängt beim Kalb an. Statt die Kälber in Abständen mit Milch zu füttern, „steht den Tieren bei uns im LBZ Echem in den ersten zwei Wochen unbegrenzt Milch zur Verfügung.“ Die Tiere entwickelten sich schneller, seien fitter und nähmen besser zu. Kurzum: „Sie sind gesünder und widerstandsfähiger.“
Wichtig sei zudem eine gute Tierbeobachtung. „Nötig ist dafür eine Kombination aus der Beobachtung durch den Landwirt mit seinen Sinnen und der digitalen Überwachung etwa bei der Brunsterkennung, die auch zur Krankheitserkennung dienen kann.“