Hier wird Grünkohl geerntet
Eine norddeutsche Liebe – vom Feld bis auf den Teller
Wie Grünkohl geerntet, verarbeitet und zubereitet wird, wie die Leute ihn am liebsten essen, und welche Inhaltsstoffe ihn so gesund machen, erfahrt ihr in der folgenden Multimedia-Reportage. Eine Wahrheit sei dabei schon verraten: Die Palme des Nordens bringt die Menschen zusammen.
Ein Mann, ein Feld
Spannend: Die Erntezeit richtet sich auf dem Hof nach dem Handel. Anfang Oktober werden die ersten Tüten befüllt und in den Einkaufsläden "zur Schau gestellt. Dann kommt ein Loch, weil's noch zu warm ist. Und Ende Oktober geht es dann richtig los".
Die beste Qualität hat der Kohl erfahrungsgemäß von Anfang November bis Weihnachten. Gade: "Danach fängt er dann auch an, erste schlechte Nester zu kriegen, die man dann rauspulen muss. Also: Es ist besser, Grünkohl vor Weihnachten zu essen."
Was sind denn optimale Grünkohl-Bedingungen? Neben Nährstoffen, Wasser und Licht mag der Grünkohl die kalten Monate, gar nicht so sehr Sonne. "Lieber ist ihm abends ein bisschen Feuchtigkeit, der Tau morgens. Da legt er dann zum Schluss nochmal zu."
80 Tonnen auf 7,5 Hektar
Mythos Frost
Lediglich alte Sorten wie die Lerchenzunge könnten etwas herber und härter in der Blattstruktur sein. "Da kann es sein, dass er diesen Frost noch braucht, um besser zu schmecken. Aber die neuen Sorten haben das nicht mehr nötig."
Apropos: Das Kreuzblütengewächs gibt es in allerhand Varianten, insgesamt rund 80 Sorten. Gade baut auf einem kleinen Feld neben seinem Hof probeweise eine palmenartige Sorte an, die gezüchtet wurde, um maschinelle Ernteversuche starten zu können. Einen irrenführenden Namen trägt der rote Grünkohl auf diesem Foto, er überzeugt durch seinen lieblichen Geschmack. "Weniger Bitterstoffe", klärt der Experte auf. Und jetzt kommt der Hammer: Kocht man den roten Grünkohl, wird er grün.
Auch der Handel gebe immer wieder Impulse, um neue oder andere Sorten auszuprobieren. Draußen zwischen den Windrädern baut Gade eine kleinblättrige Sorte an. Diese soll nicht in einzelnen Blättern, sondern als ganze Pflanze "mit einer Pappbanderole im Supermarkt verkauft werden".
Umfrage auf dem Wochenmarkt
Zum AnfangErnährungsexpertin im Interview
Vitamin-Bombe Grünkohl
Grünkohl-Fakten
Schon gewusst?
Die unverdaulichen Pflanzenfasern sind bestes Futter für den Darm. Sie machen länger satt, regen die Verdauung an, senken den Cholesterinspiegel, wirken sich günstig auf die Blutzuckerwerte aus und verringern das Darmkrebsrisiko.
Für ein Gemüse enthalten die krausen Blätter viel Eiweiß – sogar etwas mehr als Vollmilch. Sein Gehalt an Kalzium ist doppelt so hoch wie in Milch oder Joghurt. Grünkohl ist deshalb eine gute, pflanzliche Kalziumquelle für alle, die keine Milch und Milchprodukte verwenden.
Das fettlösliche Vitamin K ist reichlich vorhanden, mit 100 g Grünkohl deckt man seinen Tagesbedarf um etwa das Elffache. Vitamin K ist wichtig für die Blutgerinnung, Wundheilung und den Knochenaufbau.
Auch beim Vitamin C punktet Grünkohl: Es enthält doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen, Orangen oder Kiwis. Vitamin C schützt die Zellen und stärkt die Immunabwehr.
Besonders reich ist Grünkohl an Beta-Carotin. Kein Lebensmittel enthält davon mehr als Grünkohl, nicht mal die Möhre. Beta-Carotin wird im Körper zu Vitamin A umgebaut, wichtig für das Sehen, die Immunabwehr, die Haut sowie für die Bildung neuer Zellen.
Obwohl die Aufnahme von sekundären Pflanzenstoffen nicht lebensnotwendig ist, fördern sie die Gesundheit. Zu ihnen zählen die Farb-, Duft- und Aromastoffe in den Pflanzen. Und die ballen sich im Grünkohl. Stark vertreten sind die gelben bis roten Farbstoffe, die Carotinoide, die gelb bis kräftig blauen Farbstoffe, die Flavonoide, sowie die ätherischen Senföle, die Glucosinulate.
Sekundäre Pflanzenstoffe wirken antioxidativ, entzündungshemmend und verbessern die Immunabwehr. Kurzum: Sie verringern das Risiko für bestimmte Krebs- und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Ihr natürlicher Schutz wird durch Anwesenheit von Vitamin C und E noch größer.
Zu den genannten Inhaltstoffen gesellen sich noch reichlich Eisen und Folsäure. Grünkohl enthält in etwa halb so viel Eisen wie Spinat. Das Spurenelement ist unerlässlich für den Sauerstofftransport.
Damit die Inhaltsstoffe des Grünkohls bestmöglich erhalten bleiben, können die Blätter auch roh in Salaten oder Smoothies verzehrt werden. Das Gemüse kurz garen – wie Spinat, als Suppe oder mit anderem Gemüse, Reis oder Nudeln genießen.
Sabine Zarling
André Schneider kocht
Zum AnfangDas Rezept
- 400 - 500 g frischer Grünkohl
- 1 EL Sonnenblumen-, Walnuss- oder Kokosöl
- 1/2 EL Ingwer, kleingeschnitten
- 1/2 EL gelbe Curry-Paste
- 2 Stk. Knoblauchzehen, kleingeschnitten
- 1 Stk. Möhre, in Streifen
- 250 ml Kokosmilch
- 100 ml kräftige Hühner- oder Gemüsebrühe
- 1 Prise Salz
- 1 Prise Kurkuma
- 2 bis 4 Stk. Cherrytomaten, Nüsse, Koriander & Frühlingslauch zur Garnitur
Zubereitung
Den frischen Grünkohl zwei bis drei Minuten blanchieren, kurz ausdrücken und für ca. 15 Minuten auf einem Küchentuch trocknen lassen.
Währenddessen das Öl in die Pfanne geben, den Ingwer mit dem Knoblauch, der Möhre und der Curry-Paste dazu geben und kurz anschwitzen.
Anschließend mit Kokosmilch und Brühe ablöschen und mit Salz und Kurkuma abschmecken.
Alles eine Minute köcheln lassen und dann den Grünkohl dazu geben. Gut miteinander vermengen und nochmal eine Minute köcheln lassen. Bei Bedarf mit etwas Maisstärke binden.
Nach Belieben mit Cherrytomaten, Nüssen, Koriander und/oder Lauch garnieren.
Dazu passt gebratener Lachs, gebratenes Hähnchen, oder wer es gern vegetarisch mag, kann noch etwas mehr Gemüse oder Seitan dazu geben – oder Teriyakisoße für etwas mehr Würze.
Grünkohl klassisch
Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum AnfangCredits
Credits
Konzept
Anna Paarmann
Redaktion und Gestaltung
Anna Paarmann, Kevin R. Thomas, Laura Treffenfeld, Thorsten Lustmann
Text und Recherche
Anna Paarmann, Kevin R. Thomas, Laura Treffenfeld
Fotos, Videos
Andreas Tamme, Philipp Schulze
Schnitt
Anna Paarmann, Kevin R. Thomas